KOMPARTMENTSYNDROM
Das Kompartmentsyndrom wird in mehrere Formen unterteilt und hat verschiedene Ursachen (z.B. traumatisch durch das auftretende Hämatom und Ödem oder ischämisch bedingt durch das sogenannte Reperfusionssyndrom).
Das akute Kompartmentsyndrom nach Verletzungen, Entzündungen oder längerer Ischämiezeit stellt eine schwere Komplikation mit vitaler Bedrohung und Gefahr eines Verlustes der betroffenen Extremität dar. In der Regel erfolgt eine Diagnosestellung anhand der Klinik (sensomotorisches Defizit im betroffenen Bereich, verhärtete bis pralle Muskellogen). Eine Zuhilfenahme der invasiven Druckmessung (sog. „Logendruck“ > 30-40 mmHg) und verschiedener Laborparameter der Myolyse (z.B. CK, Myoglobin) kann sinnvoll sein.
Vorhandene Pulse können dabei das Kompartmentsyndrom NICHT ausschließen!
Die Therapie erfolgt primär chirurgisch durch eine Fasziotomie (Spaltung aller betroffenen Muskelfaszien) und behebt damit die folgenden Ziele:
- Schaffung ausreichender Platzverhältnisse und damit Senkung des Gewebedrucks im betroffenen Kompartment
- Wiederherstellung der Mikro- und ggf. Makrozirkulation (arterieller Zustrom, venöser Abstrom)
- Verhinderung eines ischämie- oder druckbedingten Gewebeschadens (Nerven: sensomotorisches Defizit, Muskulatur)
Totale Fasziotomie
Die totale Fasziotomie der Unterschenkellogen kann subkutan oder offen erfolgen. Bei der offenen Fasziotomie kann ein- oder beidseitig eröffnet werden (unilateral paratibulär vs. bilateral posteromedial und anterolateral).
Häufig ist das akute Kompartmentsyndrom z.B. auch aufgrund einer Reperfusion nach längerer Ischämiezeit (z.B. längere kritische Ischämie mit anschließender Revaskularisation). Bei längeren Operationen (> 3-4 h) in Steinschnittlage (z.B. bei gynäkologischen Patientinnen) kann es durch die erhöhte Extremität und unphysiologisches Abknicken auch bei zuvor gesunden Patienten zu einem akuten Kompartmentsyndrom mit hoher Letalität und Morbidität kommen, weshalb ein rasches Handeln erforderlich ist.